Brauchen Frauen einen eigenen Finanzratgeber?
07.05.2025. Frauen sind durchschnittlich weniger vermögend als Männer. Sie arbeiten häufiger Teilzeit, sodass sie schon deshalb weniger verdienen als ihre Kollegen. Dafür haben sie bei Care-Arbeit die Nase vorn: Ob Kinder oder pflegebedürftige Angehörige – die Stelle für die Betreuung der Familienmitglieder ist meist weiblich besetzt.
Spätestens beim Blick auf die Renteninformation wird klar: Die gängige Biografie von Frauen endet vielfach in Altersarmut. Dass das kein unabänderliches Schicksal sein muss, zeigt der neue Ratgeber „Ab jetzt finanziell unabhängig: Ein nachhaltiger Finanzplaner für Frauen“ der Verbraucherzentrale. In einem Kurzinterview erläutert die Autorin, warum Frauen einen eigenen Finanzratgeber brauchen:
Einen „Finanzplaner für Frauen“ – was unterscheidet diesen Ratgeber von anderen Titeln zu Finanzen? Und warum braucht es dieses spezielle Informationsangebot überhaupt?
Unser Ratgeber ist kein Abriss über Finanzen im Allgemeinen. Es geht auch nicht darum, schnell reich zu werden.
Wir haben uns konkret angeschaut, vor welchen finanziellen Fragen Frauen in unterschiedlichen Lebensphasen stehen. Eine junge Berufseinsteigerin schaut auf andere Aspekte als beispielsweise ihre Schwester, die ihr erstes Kind erwartet. Eine Alleinerziehende drücken andere Geldsorgen als eine Frau kurz vor der Rente.
Dazu kommt ein zweiter Aspekt. Weil Frauen unter anderem wegen des Gender Pay Gaps und beruflicher Auszeiten für die Familie leider immer noch lebenslang oft über weniger Gehalt und Vermögen als Männer verfügen, haben wir dieses Buch passgenau für ihre Bedürfnisse konzipiert.
In welchem Alter sollten sich Frauen denn Gedanken über ihre finanzielle Unabhängigkeit machen? Was gehört hierbei dann unbedingt auf den Prüfstand?
In jedem Alter ab dem Berufseinstieg, würde ich sagen. So jung geht es vor allem um die Absicherung gegen Vermögensrisiken. Wer beispielsweise durch einen Unfall berufsunfähig wird, wird mit großer Wahrscheinlichkeit lebenslang nur eine magere Erwerbsunfähigkeitsrente zur Verfügung haben. Deshalb ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung genauso sinnvoll wie eine Haftpflichtversicherung. Die übernimmt Schäden, die man Dritten zufügt.
Paare mit Kinderwunsch sollten sich darüber verständigen, wie sie den Verlust aus Beitragszahlungen in die Altersvorsorge ausgleichen. Denn wer für die Kindererziehung im Beruf zurücksteckt, zahlt auch weniger Beiträge in die Rentenversicherung ein. Hier sind freiwillige Einzahlungen oder eine zusätzliche private Rentenvorsorge faire Optionen.
Frauen, vor allem Mütter, sollten um des lieben Friedens willen keine finanziellen Kompromisse mit dem Ex-Partner eingehen und auf Zahlungen verzichten, die ihnen zustehen. Das kann sich später bitter rächen, etwa in der Rente.
Und ab 50 sollten Frauen ihrer möglichen Rentenlücke ins Auge sehen. Die lässt sich in diesem Alter auch mit kleineren monatlichen Beträgen noch schließen.
Gibt es eine „One-size-fits-all-Lösung“ für die Finanzplanung von Frauen?
Das wäre schön, ist aber unrealistisch. Eine seriöse Finanzplanung steht auf mehreren Säulen. Zum einen kommt es auf die konkrete Lebenssituation an, in der sich die Fragen rund um Haushalts- und Budgetplanung, um sinnvolle Versicherungen und Geldanlagen stellen. Eine 30-jährige Single-Frau beschäftigen andere Themen als eine 55-Jährige. Für die junge Frau ist etwa der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung sehr wichtig und der Aufbau einer langfristigen Altersvorsorge auch mit einer geringen Summe. Eine Immobilie als meist die größte Geldanlage des Lebens kommt in der Regel erst später ins Spiel. Das gilt auch für Fragen rund ums Erben und Vererben.
Was sind denn typische Fehler oder Versäumnisse, die Frauen in finanzielle Abhängigkeiten bringen?
Der größte Fehler ist, das Thema Geldanlage zu meiden, weil man denkt: Ist ja alles so kompliziert! Das stimmt gar nicht. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, um in unserem Ratgeber zu schmökern, versteht schnell, wie man schon mit kleinen Summen ein Sicherheitspolster aufbaut und dass zum Beispiel das Investieren an der Börse nicht schwierig ist. Man braucht nur ein Konto dafür. Übrigens zeigen Studien immer wieder, dass Frauen an der Börse die besseren Anlegerinnen sind. Frauen zocken weniger und machen deshalb mehr Gewinn als Männer.
Der zweite Irrglaube ist die Annahme, Versicherungsvertreter oder Bankkaufleute würden neutral beraten. Das möchten deren Arbeitgeber gar nicht. Versicherungen, Banken, Sparkassen und Volksbanken machen ihren Mitarbeitenden glasklare Vorgaben, welche Produkte sie welcher Kundengruppe verkaufen sollen. Individuelle Beratung bleibt vielfach auf der Strecke, auch wenn der Verkäufer oder die Verkäuferin noch so nett einen Kaffee anbietet und das „empfohlene“ Versicherungs- oder Anlageprodukt auf den ersten Blick einen guten Eindruck macht.
Der dritte Punkt ist der Glaube, wer heiratet, ist finanziell versorgt. Sei es während der Ehe, nach einer Scheidung, in der Rente oder als Witwe. Dagegen sprechen die Scheidungszahlen und der Gesetzgeber. Der fordert seit vielen Jahren von Frauen nach einer Scheidung, auch finanziell zügig wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Alles zusammen bedeutet aus meiner Sicht: Eine Frau, die sich auch in einer glücklichen Beziehung aktiv um ihr Einkommen und ihre finanzielle Absicherung im Fall einer Trennung oder im Alter kümmert, schläft besser.
Ist Vermögensaufbau nicht sehr kompliziert? Kann er auch gelingen, wenn Frauen nur über wenig Geld verfügen?
Kleinvieh macht auch Mist – das gilt erst recht, wenn man früh mit dem Vermögensaufbau anfängt. Beispielsweise kann man schon mit 50 Euro im Monat über einen Sparplan über die Jahre eine hohe Rücklage aufbauen. Mit der gleichen Summe lässt sich auch schon etwa in einen Fondssparplan investieren, der breit aufgestellt ist und damit Verlustrisiken reduziert. Über Jahre und Jahrzehnte gerechnet haben sich die Börsen auch von Krisenzeiten immer wieder erholt und Anlegerinnen haben schöne Renditen eingefahren.
Zum Shop der Verbraucherzentrale:
https://www.ratgeber-verbraucherzentrale.de/geld-finanzen/ab-jetzt-finanziell-unabh%C3%A4ngig-46009221
Aktions-Tipp „Beratungsservice der GVI“:
Im Rahmen unserer Aktionswochen bieten wir eine kostenlose Beratung rund um das Thema Finanzen an. Wer eine Beratung wünscht, kann sich gerne an uns wenden:
Telefon 07131-913320,
E-Mail: info@geldundverbraucher.de
Update-Service: Insider-Tipps
Verpassen Sie keine exklusiven Warnungen, Tipps, Gratis-Tools, Gratis-Videos und Gratis-Downloads mit dem kostenlosen GVI-Insider-Newsletter.
Angebots-Service:
Wenn Sie ein interessantes Angebot suchen, nutzen Sie einfach den GuV-Angebotsservice.